Thurgauer Zeitung vom 19. September 2015 / CHRISTOF WIDMER, FRAUENFELD.

Jetzt wird es ernst mit dem Agro-Food-Innovationspark. Im Januar soll er mit einer Geschäftsstelle in Frauenfeld starten. Für die dreijährige Pilotphase sollen der Kanton 2,55 Millionen und die Stadt 1,2 Millionen Franken beisteuern.

Der Standort steht schon fest. Dort, wo die OKs der grossen eidgenössischen Feste in Frauenfeld tagten, wird ab nächstem Jahr der Agro-Food- Innovationspark vorangetrieben. Die Geschäftsstelle des Innovationsparks soll im Januar in den ersten Stock des Park+Ride-Gebäudes östlich des Bahnhofs Frauenfeld einziehen. «Es ist wichtig, dass der Innovationspark physisch präsent ist», sagte Volkswirtschaftsdirektor Kaspar Schläpfer gestern vor den Medien. Nur ein Internetauftritt reiche nicht, um Investoren zu überzeugen. Dafür brauche es eine sichtbare Geschäftsstelle und Mitarbeiter, denen man in die Augen sehen könne. Zusammen mit Erziehungsdirektorin Monika Knill und dem Frauenfelder Stadtpräsidenten Anders Stokholm stellte Schläpfer gestern das auf drei Jahre befristete Pilotprojekt für den Thurgauer Innovationspark in Frauenfeld vor. In dieser Zeit sollen Partner aus Bildung, Wissenschaft, Forschung und Wirtschaft für den Innovationspark gewonnen werden. Es seien bereits eine ganze Reihe von Partnern aus Wissenschaft und Wirtschaft involviert, sagte Knill. Sie nannte unter anderem die Forschungsanstalt Agroscope, drei ETH-Institute und ein Institut der Zürcher Hochschule für Angewandte Wissenschaften in Winterthur sowie eine ganzeReihe von Unternehmen aus der Lebensmittelindustrie. Hochwertige Arbeitsplätze Im Endausbau soll der Innovationspark in Frauenfeld Labors, Institute und Unternehmen aus dem Lebensmittelbereich in Frauenfeld auf einem Campus vereinigen. Sie sollen sich gegenseitig inspirieren und damit Innovationen ermöglichen, die wiederum der Wirtschaft zugute kommen. So könnten auch hochwertige Arbeitsplätze geschaffen werden, sagte Knill.

Ein vom Kanton und Stadt Frauenfeld in Auftrag gegebenes Konzept nennt Schwerpunkte für den Innovationspark: Digitalisierung der Landwirtschaft, Gesund älter werden, Eindämmung von Lebensmittelverschwendung und Lebensmittelsicherheit (Ausgabe vom 8.Mai). Das Park+Ride-Gebäude, wo die Geschäftsstelle ihren Sitz haben wird, gehört wie die freie Fläche daneben der Stadt Frauenfeld. Auf dem freien Areal könnte ein erster Partner angesiedelt werden. In weiteren Schritten soll der Innovationspark später auf Arealen nördlich der Bahnlinie wachsen. Diese gehören der Armee, die sich von den Standorten zurückziehen will. Noch seien keine Verträge abgeschlossen, sagte Schläpfer. Aufgabe des Pilotprojekts werde sein, mit der Armee handelseinig zu werden. Die Stadt Frauenfeld pflege engen Kontakt zur Armee, sagte Stadtpräsident Anders Stokholm zuversichtlich. Der Stadtrat will einen Plan zur Entwicklung des gesamten Areals ausarbeiten lassen. Vorgesehen sei eine gemischte Nutzung auch mit Wohnungen und Gastronomieangeboten. Der Innovationspark sei nicht nur zum Arbeiten, sondern auch zum Leben gedacht. Für die dreijährige Pilotphase wird der Innovationspark von einem Verein getragen, in dem sich Kanton, Stadt und möglicherweise weitere Partner engagieren. Nach der Pilotphase soll der Verein 2019 in eine Stiftung überführt werden. Staat soll nur anschieben Um das Pilotprojekt überhaupt in Gang zu bringen, braucht es Geld.

Regierungsrat und Stadtrat beantragen ihren Parlamenten Kredite von 2,55 respektive 1,2 Millionen Franken (Kasten). Nach drei Jahren müsse über die Zukunft des Innovationsparks entschieden werden, sagte Regierungsrat Schläpfer. Der Staat soll den Innovationspark nicht dauerhaft finanzieren, sondern nur den Anstoss geben. Im nachhinein gesehen sei es gut, dass das Projekt nicht unter das Dach des Swiss Innovation Park aufgenommen worden ist, sagte Schläpfer. «So können wir vorwärtsmachen.» Kreditbotschaften Entscheid liegt nun bei Parlamenten Die Kosten für die dreijährige Pilotphase des Agro-Food- Innovationsparks betragen 4,85 Millionen Franken. Damit werden unter anderem die Geschäftsstelle mit 350 Stellenprozenten, die Infrastruktur, Netzwerkbildung und der inhaltliche Aufbau der Schwerpunktfelder finanziert. Die Kosten sollen sich Kanton (2,55 Millionen), Stadt (1,2 Millionen), Bund (0,45 Millionen aus Mitteln der Regionalförderung), die heutige Arealbesitzerin Armasuisse (0,35 Millionen für die Arealentwicklung) sowie Sponsoren (0,3 Millionen) teilen. Ausserdem sollten private Investoren weitere 3 Millionen Franken in ihre Projekte stecken, die sie im Innovationspark realisieren wollen. Der Regierungsrat unterbreitet den Kantonsanteil zusammen mit dem Budget 2016 dem Grossen Rat, der mit dem Budget abschliessend entscheiden wird. Der Stadtrat Frauenfeld wird seinen 1,2-Millionen-Franken- Kredit als separate Vorlage ins Stadtparlament bringen. Diese wird dem fakultativen Referendum unterstehen. (wid)

2015.09.19_TG-Zeitung_Startschuss_für_Innovationspark