Kurzinterview mit Meiert J. Grootes, Projektleiter des AFIP, zum aktuellen Stand des Projektes Agro Food Innovation Park:
1. Warum braucht Frauenfeld den AFIP?
AFIP ist durch die räumliche und reale Präsenz eine einmalige Chance die Zusammenarbeit zwischen Wirtschaft und Wissenschaft erfolgreicher zu gestalten.
2. Funktioniert dies heute nicht?
Nein, wir sind zwar Weltmeister im Forschen, aber wir schaffen es nicht, die vielen Ideen, die wir haben, in konkrete Produkte umzusetzen und diese zu kommerzialisieren.
3. Und durch AFIP wird dies passieren?
In der Tat wird AFIP die Zusammenarbeit zwischen den wichtigsten Forschungsinstituten und der Wirtschaft durch die räumliche Vernetzung und den direkten Austausch im Park massiv verbessern. Somit steigen auch die Chancen für eine erfolgreiche Vermarktung von Innovationen aus der Schweiz.
4. Und was ist mit der ETH?
Die ETH Schulleitung hat in Ihrer Sitzung vom 8. März 2016 das ETH Studio Frauenfeld (ESF) einstimmig bewilligt. Das bedeutet, dass die ETH für den Bereich Land- und Ernährungswirtschaft eine Aussenstelle in Frauenfeld einrichten wird.
5. Was beinhaltet das ETH-Studio Frauenfeld?
Dies ist ein neuartiges Konzept, bei dem Studenten bereits sehr früh mit den Thurgauer Unternehmern und Landwirten gemeinsam in konkreten Projekten arbeiten. Die ETH plant zwei Studios; eines davon in Frauenfeld. Jedes ETH Studio hat einen thematischen Fokus, der mit einem oder mehreren thematischen Schwerpunkten der ETH Zürich übereinstimmt. Beim ETH-Studio Frauenfeld ist dies die Land- und Ernährungswirtschaft in Kombination mit der digitalen Transformation.
6. Wie geht es weiter mit der ETH?
Es gibt drei thematische Schwerpunkte, die wir gemeinsam bearbeiten werden: Forschung, Ausbildung und Networking.
Das erste Projekt im Bereich Ausbildung läuft bereits: vom 10.-17- April geht eine erste Gruppe von Studenten nach Kalifornien (mehr hier). Darüber hinaus ist für 2017 bereits ein gemeinsames internationales Symposium in Frauenfeld geplant. Sobald die Frauenfelder Stimmbürger „Ja zum AFIP“ gesagt haben, werden wir die Inhalte gemeinsam weiter entwickeln.
Insgesamt plant die ETH mit den Studios auch eine Pilotphase von 3 Jahren.
7. Warum hat sich auch die ETH zu einer 3-jährigen Pilotphase entschlossen?
Sowohl das Konzept des „Innovationsparks“ als auch der „ETH Studios“ sind neu für die Schweiz. Und wir wollen realistische und erreichbare Ziele setzen. Daher arbeiten wir diesbezüglich sehr eng zusammen und haben uns gemeinsam auf eine 3-jährige Pilotphase geeinigt.
8. Aber es wird immer wieder gesagt, es sei noch „zu wenig Fleisch am AFIP-Knochen…“
Dies stimmt so nicht. Die Konkretisierung der Inhalte ist ein Prozess mit vielen Beteiligten. Wir haben begonnen gemeinsam mit der Wirtschaft und der ETH die Inhalte zu definieren und werden immer konkreter.
9. Konkurriert AFIP dann nicht mit bestehenden Forschungseinrichtungen wie AGROSCOPE Tänikon?
Dies ist ein weit verbreitetes Missverständnis. Wir stellen nur die Infrastruktur zur Verfügung. Wir betreiben sicher keine eigene Forschung. Das machen die Forschungsanstalten, die Hochschulen und zum Teil die Firmen. Sowohl AGROSCOPE Tänikon als auch die Fachhochschule St. Gallen haben bereits Interesse für eine enge Zusammenarbeit angemeldet.
10. Haben sie Angst für Frauenfeld wenn es ein „Nein“ gibt?
Nicht nur für Frauenfeld, sondern für den ganzen Kanton Thurgau. Wenige AFIP Gegner versuchen mit allen Mitteln AFIP zu verhindern. Doch es gibt von ihnen keinen Alternativvorschlag. Es gibt auch sonst keinen Plan B.
11. Was wünschen Sie sich?
Ich wünsche mir, dass jede Frauenfelderin und jeder Frauenfelder zur Urne geht und Ja zu AFIP sagt.
Seit der Annahme der Einwanderungsinitiative sind wir EU-Drittland. Das bedeutet, wir sind aus allen EU-Forschungsprojekten rausgeschmissen worden. Netto hatten wir vor dem EU-Drittland-Status ein Netto-Ergebnis von 220 Mio. Euro für die Schweizer Forschung aus dem EU-Forschungs-Topf. Das Geld ist jetzt weggefallen.
Jetzt müssen wir in der Schweiz schauen, dass wir weiterhin mit unseren innovativen Projekten und Produkten am Ball bleiben. Nur so können wir die langfristige Versorgung der Grundnahrungsmittel in der Schweiz sicherstellen.
Also, ich wünsche mir, dass auch die Menschen zur Urne gehen und Ja zu AFIP stimmen, die sonst vielleicht eher gar nicht zur Abstimmung gehen.
Ich hoffe, dass wir diese einmalige Chance erkennen und nutzen!
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