Die Steuerungsgruppe aus Kanton Thurgau und der Stadt Frauenfeld hat Meiert J. Grootes als Geschäftsführer des Agro Food Innovation Park engagiert. Alimenta sprach mit Grootes über seine Vision eines Innovations-Begegnungszentrums, das etablierten Firmen wie Startup-Gründern gleichermassen dient.

 

Der Agro Food Innovation Park befindet sich erst in einer Pilotphase. Dennoch haben Sie von der Steuerungsgruppe bereits einen Standort zugesichert bekommen?

Ein physischer Standort ist uns sehr wichtig. Wir wollen ja mehr sein als ein virtuelles Netzwerk, sondern über Räume verfügen, wo Firmen sich einmieten können. Bei aller hochtechnisierten Kommunikation braucht der innovative Mensch einen Ort und Nähe, wo er sich auf Augenhöhe mit andern intensiv austauschen kann. Das „Park- und Ride“-Gebäude in der Nähe des Bahnhofs bietet sich als Keimzelle geradezu an, denn es verfügt auch über Büroräume. Auf 1000 m2 lassen sich Eingangsbereich, den Sitz der Geschäftsstelle des Innovationsparks, Sitzungs- und Arbeitszimmer und einem Raum für zweckgerichtete Anlässe einrichten. Wir wollen aber in erster Linie Begegnungen ermöglichen und verstehen uns nicht als Immobilienprojekt.

 

Aber an einer Veranstaltung im Oktober letzten Jahres sprach der Regierungsvertreter von einer Anschubfinanzierung, die künftig durch andere Mittel abgelöst werden sollen. Sie sprachen damals von marktüblichen Mieten, um das Projekt selbsttragend zu machen. Junge Startup-Unternehmen können sich das nicht leisten.

Wir wollen gerade auch arrivierte Unternehmen und Forschungssatelliten der Agro Food Branche ansprechen, die an konkreten Projekten im Innovationspark teilnehmen. Selbstverständlich wollen wir auch eine Plattform sein, die das Potenzial innovativer Gründer nutzt und fördert. So ist es möglich, dass wir dieser Gruppe bei den Mietkonditionen entgegen kommen. Es ist, wie sonst im Leben: jeder möchte für den Preis, den er bezahlen muss, eine Gegenleistung erhalten. Der Innovationpark soll ebenso etablierten Firmen wie den Startups Nutzen bringen.

 

Welches Interesse am Projekt haben denn etablierte Nahrungsmittel-Unternehmen aus der Region? Vertreter dieser Firmen fehlten am Innovationsseminar.

Es laufen gleichzeitig verschiedene Veranstaltungen, auch Business Lunches, wo wir Kontakte zu grösseren Unternehmen pflegen. An solchen Anlässen kommen immer wieder auch die ungenügenden Kontakte zwischen Wirtschaft und Wissenschaft zur Sprache. Junge Forschende, die eine Produktidee bis zur marktreifen Innovation weiter entwickeln wollen, suchen Kontakt zu Kompetenzen in der Branche. Wir wollen zudem zu Beginn mit zwei, drei Vorzeigeprojekten starten, wo mehrere Partner (z.B. auch aus Agroscope und ETH) an konkreten Forschungs- und Entwicklungsfragen arbeiten. Damit gewinnen wir Vertrauen in der Branche.

 

Gründerparks alleine zur Innovationsförderung genügen nicht. Es braucht auch Venture-Capital, um Start-Ups zum Durchbruch zu verhelfen.

Daran haben wir gedacht. Investoren sind bereits auf uns zugekommen, die bereit sind, einen Agro Food Venture Capital Fonds zu eröffnen. Unter der Bedingung eines überzeugenden Businessplans wollen wir in Zukunft aus diesem Topf Innovationen junger Unternehmen beschleunigen helfen.

 

Der Agro Food Innovation Park ist räumlich nicht an eine Hochschule gebunden – ein Nachteil.

Finden Sie? In der Schweiz sind die Hochschulen und Forschungseinrichtungen doch im Nu erreichbar und die geplanten Kooperationen bringen uns noch näher zu diesen massgeblichen Partnern. Wir sind dafür hier nahe bei der Landwirtschaft, wenn es beispielsweise darum geht, neues Saatgut oder neue Düngemittel zu testen. Jeder Standort hat seine Vor- und Nachteile.

 

Woher nehmen Sie ihre unermüdliche Begeisterung für dieses Projekt?

Ich bin international vernetzt, ich kommuniziere gerne offen und ich bin Unternehmer. Viele Landwirte und Kleinunternehmer haben Schwellenangst, obwohl sie gerne einen Lösungsansatz für ihre Probleme hätten. Wir wollen dies mit dem Agro Food Innovation Park nun als Anlaufstelle abbauen, indem wir die Menschen in Forschung und Praxis rasch miteinander in Beziehung bringen. Wir brauchen in der Schweiz einen spielerischen Umgang und weniger Formalismus beim Thema Innovation. Mit dem Innovationspark bietet sich eine Riesenchance nicht nur für den Thurgau, sondern für die ganze Schweiz.

 

ALIMENTA Interview: Manuel Fischer

Hier finden Sie das Interview der Alimenta 12/2015 als pdf.

Lesen Sie auch den Bericht von Manuel Fischer über die Innovationsveranstaltung vom 27.05. 2015  hier.