Thurgauer Zeitung (Nr. 106), 08. Mai 2015, Seite 19
Der Agro Food Innovationspark entwickelt erste Aktivitäten: Neben Workshops mit einem ETH-Zentrum zeichnet sich auch eine Kooperation mit dem Silicon Valley ab. Der Innovationspark soll zudem bald einen eigenen Geschäftssitz haben.
CHRISTOF WIDMER
FRAUENFELD. Noch lebt der Thurgauer Agro Food Innovationspark von der Vision: Universitätsinstitute, Entwicklungslabore und produzierende Firmen an einem Ort vereint, damit sie sich gegenseitig inspirieren können, um neue Produkte und Technologien zu finden. Das soll in Frauenfeld entstehen. Der Kanton Thurgau und die Stadt Frauenfeld wollen die Idee vorantreiben, und Projektleiter Meiert J. Grootes macht sich daran, dem bisher abstrakten Innovationspark Inhalte zu geben.
Zusammenarbeit mit ETH
Dabei will Grootes keine Zeit verlieren. «Es muss leben», sagt der CEO der Matzinger Firma Veripan AG, einer Ideenschmiede für die nationale und internationale Lebensmittelindustrie. Er will dem Innovationspark möglichst früh Formen geben. Der Innovationspark hat eine eigene Homepage und tritt eigenständig auf. In einem ersten Workshop Ende des Monats will der Innovationspark zusammen mit dem World Food System Center der ETH Zürich die Auswirkungen der Digitalisierung auf die Land- und Ernährungswirtschaft thematisieren.
Digitalisierung ist auch der Hintergrund für einen ersten Meilenstein für den Innovationspark: Am 24. Juni wird Grootes an der kalifornischen Stanford University eine Kooperationsvereinbarung zwischen dem Thurgauer Innovationspark und dem Netzwerk The Mixing Bowl offiziell bekannt geben. Dieses umfasst Akteure im Silicon Valley, die mit dem Agro-Food-Sektor zu tun haben. «Die weltweit grössten Investitionen im Agro-Food-Bereich werden im Silicon Valley getätigt», sagt Grootes. Das Silicon Valley gebe auch hier den Takt an. Grootes nennt als Beispiele Sensoren, die den Zustand von fertig verpackten Lebensmitteln überwachen, oder Drohnen, die Ackerkulturen auf Schädlingsbefall kontrollieren. An solchen Entwicklungen anknüpfen zu können sei ein entscheidender Vorteil für den Innovationspark.
Ein europäischer Hub
Vorgesehen ist, dass der Thurgauer Innovationspark der Europäische Hub für «The Mixing Bowl» wird. Er würde innerhalb des internationalen Netzwerks alle Teilprojekte bearbeiten, für die er kompetent ist.
Wo der Innovationspark Kompetenzen aufbauen will, hat die Projektgruppe um Grootes ebenfalls definiert: Dazu zählen die bessere Verwertung von Agrarnebenprodukten, Abfallreduktion, gesunde Ernährung und Nahrungsmittelsicherheit. Letztere sei ein Trumpf der Schweiz angesichts der Lebensmittelskandale in anderen Ländern, sagt Grootes.
Der Innovationspark soll bald auch physisch wahrnehmbar werden. Grootes ist in Verhandlungen mit der Stadt Frauenfeld, damit der Park einen Geschäftssitz in unmittelbarer Nähe zum Bahnhof erhält. Zudem streckt er seine Fühler aus zu Firmen, die sich in Frauenfeld auf dem für den Innovationspark vorgesehenen Gelände ansiedeln könnten.
Um Unternehmen den Start zu erleichtern, soll der Innovationspark einen Agro-Food- Fonds aufbauen. Aus diesem Topf könnten neue Firmen, die aus Hochschulprojekten entstehen, Kredite bekommen.
Um das rasche Tempo halten zu können, will Grootes sich die nächsten Beiträge der Stadt Frauenfeld und des Kantons Thurgau für den Innovationspark schon für die nächsten drei Jahre sichern. Der Finanzierungsantrag für den Innovationspark will er bereits bis Ende Juni statt wie vorgesehen bis Ende Dezember präsentieren.
Als Grundlage für die Beiträge wird ein Strategiepapier ausgearbeitet. «Unser Ziel ist aber, die öffentliche Hand so wenig wie möglich zu belasten», sagt Projektleiter Grootes.
Aus Bundesprojekt ausgestiegen
Dass es mit dem Innovationspark in einem derart rasanten Tempo vorwärtsgeht, liegt auch daran, dass er nicht mehr als Bundesprojekt unter dem Label «Swiss Innovation Park» segelt. Auf Bundesebene war das Thurgauer Projekt in eine Nachbesserungsrunde geschickt worden. Bemängelt wurden – ausgerechnet – die fehlende Internationalität und die fehlende Anbindung an Universitäten. Daraufhin haben Kanton und Stadt Frauenfeld entschieden, das Projekt in Eigenregie voranzutreiben. «Wir sind bereits viel weiter als geplant», sagt Meiert J. Grootes. «Wir haben kein Korsett.»
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